Der neue Abschlag B6 von Weiß: Kaum noch eine Birdie-Chance
Olaf Roßmanek freut sich immer diebisch, wenn er an den Abschlag des Par-5-Lochs B6 kommt (444 m von Gelb). 60 Meter entfernt steht eine Eiche, knapp 25 Meter hoch und fast ebenso breit gewachsen. Rechts dehnt sich ein langgestrecktes Biotop. Der Korridor Richtung Fairway ist kaum acht Meter breit.
Sehr oft wird hier die Getränkefrage seiner Samstagvormittags-Gruppe geklärt. Wer die erste Lady auf der Runde schlägt, muss zahlen. Um den Nervenkitzel zu beschwören erhöht Olaf Roßmanek, Freizeitspieler, Handicap 22.2, stets den Druck.
„Lady-Gefahr“, sagt er dann im Tonfall eines Stadionsprechers, der die Zuschauer auf die besondere Situation aufmerksam machen will. Er kann sich ziemlich sicher sein, dass einer seiner Mitspieler und zuweilen auch er selbst den Ball ins Geäst oder an den Stamm der Eiche schlägt und der noch vor dem Damenabschlag knappe acht Meter weiter ins Rough oder Gebüsch fällt.
Wenn Tom Schmanns bisher an den Abschlag der B6 kam, konnte er ziemlich sicher sein, ein Birdie auf der – von Weiß – 458 Meter langen Bahn zu spielen. Driver, ein mittleres oder langes Eisen ins Grün, zwei Putts, „das war für Spieler, die relativ lang schlagen, relativ einfach“, sagt der Stammspieler aus dem Treudelberger Zweitliga-Team der Blue Boys.
Es war einmal. Im vergangenen Winter wurde der Abschlag von Weiß 36 Meter nach hinten links versetzt. Die Bahn ist jetzt 494 Meter lang. Vom Abschlag kann man das Fairway nur erahnen, es beginnt nach 195 Metern. Die Eiche steht 110 Meter entfernt im Weg.
„Das Loch ist eine echte Herausforderung geworden, es ist deutlich schwieriger und länger als früher“, sagt Tom Schmanns über das neue Signature Hole auf Treudelberg. „Von der Optik her ist die Eiche genau im Weg. Man hat zwar ein Ziel, muss sich aber trauen, über sie zu schlagen, mit Draw oder Fade. Links vorbei geht es nicht. Der Bunker rechts hinter dem Biotop war bisher kein Problem, jetzt kommt er nach 230 Metern ins Spiel. Und auf der gesamten Seite links ist hinter der Baumreihe zum Fairway hohes Rough. Bei Gegenwind erhöht sich noch die Schwierigkeit.“
Seine Taktik: „Ich versuche, mit dem Driver die Welle nach 240 Metern schräg neben dem Bunker zu treffen, den Ball einfach ins Spiel zu bekommen. Im zweiten Schritt dann mit einem Eisen vor die beiden Bunker rechts und links legen, weil man dort einen geraden Stand hat, dann mit einem Pitcher aus 100 Metern ins Grün.“
Sein Fazit: „Man muss jetzt sehr präzise sein.“ Der Ball links im Rough oder rechts im Bunker kann einen weiteren Schlagverlust bedeuten. Für ein Birdie bleibt nur noch ein Putt, das Par ist selbst für Spitzenspieler der Normalfall.
Wer risikobereit ist, kann es wie Dennis Meyerrose, Pro aus dem Zweitliga-Team, machen: Driver, Driver und ein kurzer Chip aus 20 Metern ins Grün.
Olaf Roßmanek wird das Loch mit seinen Männern aus der Samstagvormittags-Gruppe übrigens nie von Weiß spielen – selbst aus Spaß nicht. Drei oder vier Ladies wären keine Überraschung.